Autoimmunerkrankungen betreffen häufig junge Frauen im gebärfähigen Alter. Vor allem allgemeine rheumatologische Erkrankungen wie Kollagenosen und Vaskulitiden (Bindegewebs- und Gefäßerkrankungen) sind trotz großer Behandlungsfortschritte weiterhin häufig der Grund für eine Chemotherapie, z.B. mit Cyclophosphamid (CYC). Durch eine frühzeitige Diagnose und Einleitung der entsprechenden Therapie können die meisten Patientinnen heutzutage wirksam und dauerhaft behandelt werden. Daher spielt das Thema Kinderwunsch und der Erhalt der Fruchtbarkeit eine zunehmend wichtige Rolle.
Die Eierstockreserve ist bei Autoimmunerkrankungen bereits oft durch die Erkrankung selbst eingeschränkt. Die notwendige CYC-Therapie erhöht das Risiko für eine vorzeitige Erschöpfung der Eierstockfunktion (= prämature ovarielle Insuffizienz, POI) nochmals und ist abhängig vom Alter der Patientin und der Gesamtdosis. Daher sollte bei Autoimmunerkrankungen eine Beratung zur Fruchtbarkeitserhaltung erfolgen.
Denkbar sind drei Methoden: die Verwendung von GnRH-Agonisten (GnRHa) als Schutz der Eierstockfunktion, das Einfrieren von unbefruchteten Eizellen oder das Einfrieren von Eierstockgewebe. Die Wahl der fruchtbarkeitserhaltenden Maßnahme unter Abschätzung der möglichen Risiken ist eine individuelle Entscheidung, die in Absprache mit der Patientin, den betreuenden Gynäkologen und Rheumatologen getroffen werden sollte.
Grundsätzlich sollte möglichst frühzeitig die Vorstellung in einem reproduktionsmedizinischen Zentrum erfolgen, um ein großes Zeitfenster für die Durchführung der fruchtbarkeitserhaltenden Maßnahmen zu haben.
Eine Möglichkeit, die Entscheidung der Patientin nach dem Beratungsgespräch hinsichtlich der fruchtbarkeitserhaltenden Maßnahmen zu erleichtern, stellt das hier verlinkte „Decision Aid“ dar.
Es handelt sich um ein von Psychologinn/en, Psychotherapeutinn/en und Reproduktionsmedizinerinne/n entwickeltes digitales Hilfsmittel bei der Entscheidungsfindung.