Eierstocktumoren können vielfältiger Natur sein. Sogenannte Borderline-Tumoren machen 31%, epitheliale Tumoren 50% und bösartige Keimzelltumoren 19% im reproduktiven Alter aus. Diese weisen unterschiedliche Prognose auf. Bei gutartigen Tumoren sollte die Entfernung aus Rücksicht auf die Eizellreserve unter Schonung des umliegenden, nicht betroffenen Eierstockgewebes erfolgen. Bei bösartigen Tumoren junger Frauen mit aktuellem oder späterem Kinderwunsch gestaltet sich die Entscheidung, wie aggressiv eine Behandlung durchgeführt werden muss, um eine Heilung zu erreichen, schwierig. Generell muss bei allen bösartigen Eierstocktumoren mindestens der betroffene Eierstock entfernt werden. Dies reduziert die Menge der zur Erzielung einer späteren Schwangerschaft zur Verfügung stehenden Eizellen. Weiterhin werden bei der Operation Gewebeproben an verschiedenen Stellen des Bauchraums entnommen, um eine mögliche Ausbreitung der Erkrankung erkennen zu können.

Je nach Typ des Eierstocktumors, seiner Aggressivität und einer etwaigen Ausbreitung auf andere Organe wird empfohlen, zusätzlich den zweiten Eierstock, unter Umständen auch die Gebärmutter, die Eileiter und weitere Organe wie z.B. den Blinddarm zu entfernen. Je nach Umfang der Operation ist eine spätere Schwangerschaft eventuell nicht mehr möglich. In bestimmten Situationen wird außerdem eine Chemotherapie zur Behandlung empfohlen.

Fruchtbarkeitserhaltende Massnahmen scheinen nur bei Frauen unter 40 Jahren mit Kinderwunsch und einseitigem Eierstockbefall (FIGO IA G1) beim Ovarialkarzinom und bei Borderline-Ovartumoren sicher und onkologisch sinnvoll zu sein.

Ein Einfrieren (Kryokonservierung) von Eierstockgewebe wird aktuell aus Sorge um die Rückführung von Tumorzellen im Falle einer Transplantation des Gewebes nicht empfohlen. Die Stimulation zur Entnahme von Eizellen nach erfolgter Entfernung eines Eierstocks scheint in bestimmten Fällen möglich, jedoch ist ggf. mit mehreren Behandlungszyklen zu rechnen, um eine sinnvolle Anzahl von Eizellen einfrieren zu können. Ob dieses Vorgehen zu einem erhöhten Rückfallrisiko führt, ist unbekannt. Im Falle einer Chemotherapie kann eine GnRH-Agonisten-Gabe erwogen werden.

Eine Möglichkeit, die Entscheidung der Patientin nach dem Beratungsgespräch hinsichtlich der fruchtbarkeitserhaltenden Maßnahmen zu erleichtern, stellt das hier verlinkte „Decision Aid“ dar.
Es handelt sich um ein von Psychologinn/en, Psychotherapeutinn/en und Reproduktionsmedizinerinne/n entwickeltes digitales Hilfsmittel bei der Entscheidungsfindung.

Detaillierte Ausführungen sowie ein Literaturverzeichnis finden Sie im FertiPROTEKT-Buch „Indikation und Durchführung fertilitätsprotektiver Maßnahmen bei onkologischen und nicht-onkologischen Erkrankungen“, 2. überarbeitete Auflage 2020, das von Mitgliedern des FertiPROTEKT Netzwerk e.V. geschrieben wurde und kostenfrei verfügbar ist.