Bis heute ist das Zervixkarzinom weltweit die zweithäufigste Krebserkrankung einer Frau. Jede zweite Frau ist bei Erstdiagnose unter 35 Jahre alt. Aufgrund der guten Krebsvorsorgeprogramme wird heute ein Drittel aller Zervixkarzinome in Europa in frühen Tumorstaden diagnostiziert. Je nach Typ, Stadium und Lymphknotenbefall wird die Prognose individuell eingeschätzt.

Die operative Therapie eines Vorstufenstadiums schränkt die Fruchtbarkeit nicht wesentlich ein. Neuere Operationstechniken verringern zudem den negativen Effekt auf die Verschlussfunktion des Muttermundes in nachfolgenden Schwangerschaften.

Bei Vorliegen eines Zervixkarzinoms kann die Therapie in vielfältiger Weise einen durchaus erheblichen Einfluss auf die Fertilität haben. In frühen Stadien und geringer Tumorausdehnung ist die Operation primär als kurative Therapie, das heißt heilend, möglich. Wenn möglich, wird der Erhalt der Eierstöcke angestrebt. Bei höheren Stadien muss die Gebärmutter entfernt werden. Ein Schwangerschaft wäre somit nicht mehr möglich.

Bei einer kombinierten Radiochemotherapie des kleinen Beckens können die Eierstöcke aus dem Strahlenfeld verlagert und gleichzeitig etwas Eierstockgewebe zum Einfrieren (Kryokonservierung) entnommen werden. Der schädigende Effekt der Strahlentherapie ist abhängig von der Gesamtdosis, der Lokaldosis an den Eierstöcken und dem Alter der Frau. Sehr hohe Dosen können dazu führen, dass die Gebärmutterschleimhaut so geschädigt wird, dass eine spätere Schwangerschaft nicht mehr möglich ist. Risiken wie z.B. die Metastasierung in die Eierstöcke und die möglicherweise eingeschränkte Blutversorgung der verlagerten Eierstöcke müssen vorab mit den behandelnden Ärzten besprochen werden.

Eine Möglichkeit, die Entscheidung der Patientin nach dem Beratungsgespräch hinsichtlich der fruchtbarkeitserhaltenden Maßnahmen zu erleichtern, stellt das hier verlinkte „Decision Aid“ dar.
Es handelt sich um ein von Psychologinn/en, Psychotherapeutinn/en und Reproduktionsmedizinerinne/n entwickeltes digitales Hilfsmittel bei der Entscheidungsfindung.

Detaillierte Ausführungen sowie ein Literaturverzeichnis finden Sie im FertiPROTEKT-Buch „Indikation und Durchführung fertilitätsprotektiver Maßnahmen bei onkologischen und nicht-onkologischen Erkrankungen“, 2. überarbeitete Auflage 2020, das von Mitgliedern des FertiPROTEKT Netzwerk e.V. geschrieben wurde und kostenfrei verfügbar ist.